Geschichte

In der über 100-jährigen Geschichte von mikado gab es zahlreiche Ereignisse, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind.

1917

Gründung der Bibliothek, sowie Einrichtung einer "Lichtbilderei" im Franziskus-Xaverius-Missionsverein (später: missio e.V.) in Aachen.

1920

Einstellung Dr. theol. Franz Baeumker als erster Bibliothekar & Archivar.

1960er Jahre

Hauseigene Fotojournalisten bringen von Reportagereisen Bildmaterial für die Redaktion mit - der Bestand des heutigen Bildarchivs wächst.

1971

Einrichtung einer Handbibliothek für das neue Missionswissenschaftliche Institut Missio e.V.

1975

Erweiterung der Bibliothek durch den Aufbau des Bereichs "Dokumentation" zur Sammlung von Zeitungsausschnitten und grauer Literatur.

1982

Zusammenlegung der Handbibliothek des MWI und der Bibliothek und Dokumentation von missio.

1985

Einführung eines elektronischen Bibliothekssystems zur Katalogisierung und Erschließung.

1988

Umzug von missio und MWI mit Bibliothek und Dokumentation in die Goethestraße 43. Auch Redaktion und Bildarchiv ziehen dorthin.

1998

Übernahme der Missionsbibliothek der Jesuiten (Domus Scriptorum) aus der Bonner Lennéstraße als Dauerleihgabe.

Ca. 2000

Abkopplung des Bildarchivs von der Redaktion und "Rückkehr" zu Bibliothek und Dokumentation.

2001

Umbenennung der Bibliothek in "mikado - Missionsbibliothek und katholische Dokumentationsstelle".

2003

Online-Schaltung eines öffentlich zugänglichen Online-Katalogs (OPAC) und einer Website.

2015

Die Bibliothek und Dokumentation des Kindermissionswerks 'Die Sternsinger' e.V. wird Teil von mikado.

2015

Übernahme des Vorlasses des Religionswissenschaftlers Martin Kämpchen durch die Bibliothek.

2015

Der Nachlass des Theologen Horst Bürkle geht in den Besitz von mikado über.

2017

mikado feiert 100-jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung

2017

Übernahme eines Teils der Bibliothek von missio München.

2019

Übernahme der Bibliothek des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat aus Essen.

Bibliothek und Dokumentation

Die Missionsbibliothek und katholische Dokumentationsstelle (mikado) von missio – Internationales Katholisches Missionswerk e.V. und dem Missionswissenschaftlichen Institut Missio e.V. ist die größte Spezialbibliothek zu Themen der Weltkirche im deutschsprachigen Raum und eine der größten Spezialbibliotheken mit diesem Sammelschwerpunkt in Europa. Ihre Interessensgebiete liegen in den Bereichen der Missionsgeschichte und Missionstheologie, der kontextuellen Theologien und der Geschichte und Situation der Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien, in geringerem Maße auch Lateinamerika. Der Bestand umfasst derzeit über 170.000 Bände. Dabei ist mikado durch die Übernahme mehrerer anderer Bibliotheken in den letzten 25 Jahren stark gewachsen.

In den Anfangsjahren bat man dann auch den Klerus, entweder Geld oder Bücher zu spenden, um mit der Bibliotheksarbeit beginnen zu können. Die Orden unterstützten das Projekt, indem sie ebenfalls Bücher und ihre hauseigenen Zeitschriften schickten. Innerhalb nur eines Jahres kamen bereits 2000 Bände zusammen.

Die Hauptfigur in der Entwicklung der Bibliothek war Franz Baeumker (1884-1975). Der Priester wurde 1920 als Vollzeitbibliothekar eingestellt, ging 1949 in den Ruhestand, wirke aber noch bis zu seinem Tod 1975 dort weiter. Baeumker kümmerte sich intensiv um den Ausbau der Sammlung mit Publikationen aus allen Bereichen der Missionswissenschaften, Missionstheologie, Geographie, Ethnologie und Kolonialwissenschaften, und er nahm auch einige protestantische Werke auf, was angesichts der konfessionellen Verhältnisse vor dem Zweiten Weltkrieg und Baeumkers persönlicher katholisch-konservativer Einstellung nicht selbstverständlich war. Baeumker war stolz darauf, dass ‚seine‘ Bibliothek auch eine große Zahl von Zeitschriften aus anderen Kontinenten sammelt. Bis heute ist dies ein herausragendes Merkmal von mikado. Als er 1949 in den Ruhestand eintrat, umfasste die Bibliothek etwa 10.000 Bände.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Sammlung weiter ausgebaut, auch durch die Übernahme mehrerer aufgelöster Bibliotheken von anderen Missionseinrichtungen. Die wertvollste unter ihnen, aus der auch die meisten hier präsentierten Bücher stammen, ist die Sammlung der Jesuiten aus Bonn als Dauerleihgabe. Schon 1860 war sie als Handbibliothek für die Redaktion von „Stimmen der Zeit“, später „Die katholischen Missionen“ eingerichtet und „Domus scriptorum“ bzw. „Bibliotheca Missionum“ genannt worden. Unter den etwa 38.000 Bänden, die 1998 nach Aachen übernommen wurden, befinden sich mehrere hundert Werke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, das älteste Buch wurde im Jahr 1540 gedruckt.

Weiterhin hat mikado die meisten Bücher von missio München übernommen, die aus dem Institut für missionswissenschaftliche Grundlagenforschung (IMG) stammen, insgesamt etwa 2.000 Bände. Auch missio Österreich löste seine Bibliothek auf. Hiervon übernahm mikado eine kleine Sammlung älterer Bücher, die aus dem früheren Katechetischen Museum Wien stammen. Zwar sind dies nur 50 Bücher, einige davon sind jedoch in keiner anderen Bibliothek in Europa nachgewiesen. Daneben übernahm mikado einen Teil der früheren Bibliothek der Comboni-Missionare aus Ellwangen, vor allem Romane und Kinderbücher mit Missionsbezug. Der Nachlass des Missionswissenschaftlers Horst Bürkle und der Vorlass des Indologen Martin Kämpchen werden derzeit noch erschlossen.

Im Jahr 2019 wurde der Sammlungsbereich von mikado um Süd- und Mittelamerika und die Karibik erweitert, als die Bibliothek des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat aus Essen übernommen wurde. Hierbei handelt es sich um etwa 250 Regalmeter, deren Datenübernahme und Erschließung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

 

Dr. Thomas Richter, Bibliothekar bei mikado

Archiv

Das Archiv als Gedächtnisort ist unter den Kulturgut bewahrenden Einrichtungen im Hause missio Aachen die deutlich jüngste. Bibliothek und Bildarchiv schauten schon auf eine lange Geschichte zurück, als Ende der 1980er Jahre die Frage nach der Gründung eines Archivs aufkam.

Die Bischöfliche Kommission für Fragen der Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz hatte den Entwurf einer „Anordnung zur Sicherung und Nutzung der kirchlichen Archive“ bei der Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Auftrag gegeben. missio Aachen wurde 1988 zu der Vorstellung dieses Entwurfs von der Kommission eingeladen. Die Teilnahme an der Sitzung beförderte die Archivgründung.

Für die Umsetzung suchte missio Aachen fachlichen Rat bei kirchlichen Archiven. Mit Beratung, Möglichkeit zur Weiterbildung sowie dem „Gutachten zur Errichtung eines Archivs bei Missio – Internationales Katholisches Missionswerk e. V. … 1991“ begleitete das Historische Archiv des Erzbistums Köln intensiv die Bestrebungen von missio. Ziele waren die Überlieferungssicherung der eigenen Geschichte sowie „aus kirchengeschichtlichem Interesse für die Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien“, wie es der interne Entwurf zum „Aufbau eines Archives im Hause MISSIO“ 1989 beschrieb.(1)

Im Rahmen eines Volontariats wurde ab 1993 die konzeptionelle Aufbauarbeit für das Archiv vorangetrieben. Diese umfasste besonders die Einführung einer Erschließungssoftware als Modul der Bibliothekssoftware von mikado (Missionsbibliothek und katholische Dokumentationsstelle).(2)

Neben den allgemeinen kirchenrechtlichen Vorgaben regelt die Archivordnung von 1997 der beiden Archivträger, missio – Internationales Katholisches Missionswerk e.V. (missio Aachen) und Missionswissenschaftlichen Institut Missio e.V. (MWI), in Nachfolge der Archivordnung von 1995 die Aufgaben und das Arbeiten des Archivs. Dem MWI wurde organisatorisch das gemeinschaftlich mit missio Aachen betriebene mikado zugeordnet, dem auch das Archiv angehört.

Obwohl die Einrichtung des Archivs in den 1990er Jahren erfolgte, liegen die ersten Spuren archivischen Interesses deutlich weiter zurück. Das 1927 eingerichtete „Schrifttumsreferat“ baute ein Zeitschriftenausschnittsarchiv auf.(3)

Des Weiteren ist wenig bekannt, dass der langjährige Bibliothekar Dr. Franz Baeumker von 1920 bis 1949 (ehrenamtlich bis 1975) neben seinen umfangreichen und vielfältigen Aufgaben auch archivische Anfragen betreute.(4) Auf eine externe Anfrage für die Regestensammlung „Quellen zur Geschichte Afrikas südlich der Sahara in den Archiven der Bundesrepublik Deutschland“ konnte er 1964 auf eine Sammlung von 38 Briefen des Kölner Domkapitulars und Begründer des Afrikavereins deutscher Katholiken an den Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes Paul Kayser verweisen. Diese Briefsammlung hatte 1940 das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung (PWG), wie missio Aachen damals hieß, von dem Berliner Antiquar Karl von Hohenloher nach Vermittlung des Kölner Generalvikariats erworben, „damit er [der Briefwechsel, d. V.] für spätere Zeiten greifbar ist“, wie es in dem Brief vom 4. Juli 1940 an den Antiquar formuliert wurde. In einer weiteren Erwerbungskorrespondenz von 1942 wurde der Zweck des Ankaufs mit „für unser Archiv“ benannt.(5)

Heute ist die Arbeitsweise des Archivs durch die doppelte Trägerschaft geprägt. Die Provenienzen der Archivalien werden sowohl durch unterschiedliche Signaturenkreise als auch durch eine getrennte Aufstellung in der Kompaktusanlage sichergestellt.

Das Missionswissenschaftliche Institut missio e. V. wurde 1971 als Tochterinstitut von missio Aachen mit der Zielsetzung der Förderung der „Wissenschaft, Forschung und Lehre in der katholischen Missionsarbeit“(6) gegründet. Dank der frühzeitig begonnenen Überlieferungsbildung für das MWI kann seine knapp fünfzigjährige Geschichte gut nachvollzogen werden. Die Bestände beginnen mit dem Protokoll der Gründungsversammlung vom 3. November 1971 und der damaligen Satzung.(7) Sie umfassen Protokolle und Unterlagen zu den Gremien des MWI. Ebenso finden sich Archivalien zu den Kooperationen mit katholisch-universitären Bildungseinrichtungen in Afrika und Asien und über das Stipendiatenwesen des MWI. Weiterhin werden die Publikation mittels Archivalien und Belegexemplaren dokumentiert.

Von missio Aachen stammen die umfangreicheren Archivbestände. Die ältesten Archivalien gehen auf die Frühzeit des 1832 gegründeten Franziskus Xaverius Missions-Vereins (FXMV), aus dem missio Aachen hervorging, und seines Gründers Dr. Heinrich Hahn zurück. Unter dem Titel „Gründung und Aufbau des Franziskus-Xaverius-Vereins“ sind unterschiedliche Unterlagen aus der Zeit von 1834-1877 zur Gründung des Vereins, zu seiner staatlichen (1841) und zu seiner kirchlichen Anerkennung (1842) sowie die Vereinsstatuten von 1842 und 1895 zusammengefasst.(9) Das Archiv bewahrt eine Sammlung von 319 Briefen des Gründers an den Zentralrat in Lyon aus der Zeit von 1841 bis 1881. Diese sind restauriert und als bestandserhaltende Maßnahme digitalisiert. Auch existieren von den Briefen Transkriptionen.(10) Die Missionskartei des Bibliothekars Dr. Baeumker und die dazugehörige Entstehungsunterlagen aus der Zeit von 1948 bis 1973 werden im Archiv bewahrt.(11) Ebenfalls aus der Hand von Dr. Baeumker stammen die ca. 1940 geschriebenen zehnbändigen Annalen zur Geschichte des FXMV.(12)

Verschiedene Archivgutarten wie Akten, Belegexemplare der Publikationen und Produkte, Bild-, Film- und Tongut seit den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, maschinenlesbare Datenträger, Plakate und Urkunden dokumentieren das Wirken von missio Aachen für die Weltkirche. Auch wenn es Überlieferungslücken vor allem aus den ersten 150 Jahren gibt, so wächst die Überlieferungsdichte seit der Archivgründung.

Zum jetzigen Zeitpunkt (Juni 2020, d. Red.) umfasst das Archiv im Zwischenarchiv 864 Regalmeter Akten und im historischen Archiv 324 Regalmeter Archivalien. Für die Einrichtung eines elektronischen Langzeitarchivs werden Vorbereitungen getroffen.

Die Archivalien stehen unter der Beachtung der kirchlichen Schutzfristen nach Voranmeldung der Nutzung zur Verfügung.

 

Frieder Mari-Zeller, ehem. Archivar bei mikado

 

(1) Vgl. missio Aachen – Archiv, Konzeption für ein missio-Archiv, Aktenkonvolut zu verschiedenen archivistischen Themen u. a. Archivgründung, Kassationsordnungen, lose Blattsammlung (1979-2007), missio Aachen - Archiv, B-63/1.

(2) Vgl. Oberst, Ursula: Datenbankentwurf für die Verzeichnung der Akten des Missio-Archivs unter Verwendung von STAR. Abschlußarbeit zum Jahreslehrgang 1994 am Potsdamer Institut für Information und Dokumentation (Kurs B). Lehrgebiet: Entwurf von Informationssystemen, Potsdam 1994; vgl. missio Aachen – Archiv, Konzeption für ein missio-Archiv (wie Anm. 1), B-63/1.

(3) Vgl. Schückler. Georg: Die Missionsbibliothek des Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung (Zentrale Aachen). In: Euntes Docete 21 (1968), S. 363.

(4) Dr. Baeumker wird an anderer Stelle des Katalogs ausführlich gewürdigt.

(5) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-907. Signatur der Briefsammlung, A-976. Der Brief von Prinz Arenberg findet sich in A-977.

(6) Missionswissenschaftliches Institut Missio e.V. / www.mwi-aachen.org: Das MWI – MWI, https://www.mwi-aachen.org/mwi/     (Stand: 14.04.2020, letzter Zugriff: 14.04.2020); zur Gründung vgl. auch Suermann, Harald: Platz des Missionswissenschaftlichen Instituts missio e.V. als Lerngemeinschaft in der Weltkirche, in: Krämer, Klaus; Vellguth, Klaus (Hgg.): Weltkirche in Deutschland. Miteinander den Glauben leben (Theologie der Einen Welt 6 »), Freiburg 2014, S. 182-194, hier S. 182.

(7) Vgl. missio Aachen – Archiv, MWI-000.

(8) Vgl. missio Aachen – Archiv, MWI-001-73.

(9) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-003.

(10) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-230.

(11) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-906.

(12) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-237.

Bildarchiv

Der Grundstein des Bildarchivs wurde 1917 mit dem Beschluss zur Einrichtung einer „Lichtbilderei“ (Protokoll des Xaverius-Vereins vom 25. Juni 1917) gelegt, zeitgleich mit der Gründung der Bibliothek.

Anlass für die Schaffung einer solchen Lichtbilderei war die rege Nachfrage seitens Pfarrern und Vereinsleitern, die sich zur Unterstützung ihrer Arbeit „Missionslichtbilder“ wünschten. Der Xaverius-Verein sah diese neue Abteilung daher als eine weitere Stütze für ihr Bestreben, die Aachener Zentrale zu einem „Brennpunkt seiner gesamten Wirksamkeit“ zu machen. In der Ausgabe „Die Weltmission der katholischen Kirche” vom September 1917 ist zu lesen: „Als solche ist sie [die Zentrale] mit allen Einrichtungen ausgestattet, die der Größe und Bedeutung des Vereins entsprechen, sowie dem Aufschwung und der Entwicklung unserer großen Missionsorganisation förderlich sind.“ Als erster Etat wurden daher der Lichtbilderei großzügige 1.000 Mark angewiesen.

Es wurden Bildserien, die zwischen 60 und 90 Bilder umfassten, zusammen mit begleitenden Textheften gegen eine Gebühr verliehen. Diese illustrierten verschiedenste Themen missionarischer Arbeit, und das auf allen Kontinenten. Fast alle missionierenden  Orden Deutschlands waren an der Erstellung beteiligt. So entstanden ebenso Bildserien über die Orden und ihre Arbeit wie auch zu Themen wie „Frauenleben im Missionsland“„Der Missionar als Arzt“ oder „Die Mission in der Kunst“.

Die Lichtbildserien erfreuten sich großer Beliebtheit, und da die Kriegszeiten nicht die Erstellung einer großen Anzahl davon erlaubten, riet man den „hochwürdigen Herrn Pfarrern und Vereinsleitern dringend, sich die gewünschten Serien schon jetzt zu sichern.“ Bis in die 1940er Jahre hinein wurde dieser Dienst angeboten und erweitert.

Ab den 1950er Jahren verlagerte sich das Interesse auf Reportagebilder. Für die Missionen unternahmen Ordensleute und professionelle Fotografen Reisen durch die Missionsländer. So besitzt das Bildarchiv zum Beispiel aus den Jahren 1952/53 die Bilder des anerkannten Schweizer Fotoreporters Bernhard Moosbrugger, der im Auftrag der katholischen Missionen Indien bereiste.

Seit den frühen 60er Jahren entsandte das Päpstliche Werk für die Glaubensverbreitung (PWG) eigene Fotografen bzw. Fotojournalisten, die mehrmals pro Jahr Reportagereisen unternahmen, um die hauseigenen Publikationen zu bebildern. Dr. Kurt Vaessen, Hansjosef Theyssen und andere, allen voran aber der Fotograf Karl-Heinz Melters trugen seitdem und bis Ende der 90er Jahre den Bestand des Bildarchivs von ca. 100.000 Farbdias und etwa 220.000 Schwarzweiß-Fotos zusammen. Diese Fotos zeugen von der Arbeit der Missionare und Laien auf allen Kontinenten ebenso, wie sie Einblicke in den Alltag der Menschen bieten, unter denen die Mitarbeiter der Kirche lebten und wirkten.

In einer Zeit, in der die Länder der sogenannten „Dritten Welt“ durch die Medien oft eher negativ als bloße Krisengebiete dargestellt wurden, wollte das Bildarchiv mit seinen Beständen bewusst einen anderen Blickwinkel anbieten. Ohne die hässlichen Seiten der Realität auszublenden, zeigte sich durch das Objektiv von K. H. Melters eine Welt auch jenseits von Hunger, Krieg und Armut. Über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren ist sie festgehalten in seinen Aufnahmen, die offenkundig von Sympathie und ehrlichem Interesse für die Menschen reden, die ihm begegneten und die versuchen, dieselbe Offenheit und Neugier auch beim Betrachter zu wecken. Zeitweise auch über Agenturen vermarktet, halfen die Fotos des Bildarchivs so, nicht nur in den Publikationen des PWG/missios, sondern auch in Büchern, Zeitschriften und Tagespresse den Blick auf jene Länder ein wenig zurechtzurücken.

Der Jahrtausendwechsel war auch für das Bildarchiv eine Zeit der Umbrüche. Es gab erstmals keinen hauseigenen Fotografen mehr, und das Bildarchiv wurde von seiner langjährigen Anbindung an die Redaktion der missio-Zeitschrift „missio aktuell“ abgekoppelt. So kehrte es nach mehr als 80 Jahren zu der Bibliothek zurück, mit der es 1917 gemeinsam eingerichtet worden war. Heute ist das Bildarchiv Teil von mikado. Auch die Zeit von Farbdias und Schwarzweiß-Fotos, aus denen sich der Bestand bis dahin zusammengesetzt hatte, war mehr oder weniger vorbei, die digitale Fotografie hatte Einzug gehalten, und seither sind es die Aufnahmen selbstständiger Fotografen, die im Auftrag missios Reportagereisen machen, um die aktuelle Situation der Kirche weltweit einzufangen. Ihre Bilder der Gegenwart zeigt das Bildarchiv gemeinsam mit denen der Vergangenheit in einer Bild- und Mediendatenbank, die die Aufnahmen aus ca. sechs Jahrzehnten zusammenfasst.

 

Gabriele Zumbe, Bildarchivarin bei mikado